Stress in Online Meetings reduzieren
Noch vor kurzem erschienen uns Online Meetings wie ein Segen. Brauchten wir uns doch nicht mehr persönlich zu treffen, mit allen verbundenen Risiken und Begleiterscheinungen. Mittlerweile empfinden viele Menschen Stress in Online Meetings. Wie können wir durch Präsenz den Stress verringern? Und sogar das Blatt wenden und die Meetings erfolgreicher machen?
Es sind ganz menschliche Herausforderungen, die zu Stress in Online Meetings führen
Unsere Erfahrungen in Online Meetings sind stark visuell und stark auditiv geprägt. Wenn wir uns darauf konzentrieren, verlieren wir den Kontakt zu unserem Körper. Dann sind wir auch weniger in unserem Zentrum.
Wir können mehr Teilnehmer sehen und auch noch frontaler sehen, als in einer typischen Besprechungs-Situation. Dort sitzen oder stehen wir in einer Runde und sehen immer nur einige Mitwirkende gleichzeitig. Aber unsere Aufmerksamkeit wird davon auch stark in Anspruch genommen. Und wir richten sie zusätzlich auf vieles, das nicht wesentlich für das Meeting ist. Zum Beispiel den Hintergrund der anderen Teilnehmer.
Hören können wir meist nur den aktuell Sprechenden. So geht bei einem schnellen Austausch manches unter. Auch durch Verzögerungen bei der Übertragung via Internet. Dafür verstärken sich störende Nebengeräusche, wie das Verschieben von Unterlagen auf dem Schreibtisch. Zudem geht uns der Cocktailparty-Effekt* völlig verloren. Und damit eine soziale Orientierung. Das spielt auch in Präsenz-Meetings eine Rolle.
Und wir verpassen schnell unser Raum-Erleben. Denn wir sind so stark auf die zweidimensionale Ansicht des Bildschirms fokussiert. Zwischen dem Bildschirm und uns gibt es dann nichts mehr. Und zu allerletzt – keiner will es wirklich gerne hören: unser Nervensystem ist stärker gefordert, und zwar in Abhängigkeit von unseren Reiz-Reaktionsmustern. Mehr dazu finden Sie hier.
Das alles kann bei Online Meetings zu einer größeren Erschöpfung führen als bei Präsenz Meetings. Und wenn wir keinen Ausgleich herbeiführen, führt es letztendlich zu einer „Online-Sättigung“. Also zu Meeting-Frust statt Meeting-Lust.
Ausgleichs-Dynamiken für den Stress, die zugleich unsere Präsenz erhöhen
Diese Ausgleichs-Dynamiken können wir jederzeit während eines Online Meetings durchführen. Niemand bekommt mit, was wir da tun. Aber unser Gestresst-sein reduziert sich. Und unsere Präsenz erhöht sich augenblicklich. Denn wir sind mehr im Hier und Jetzt. Und dadurch sind wir als Person und unsere Beiträge für die anderen wahrnehmbarer. Das ist weitaus mehr als ein angenehmer Nebeneffekt. Denn letztendlich werden wir erfolgreicher im Meeting.
Unseren Körper spüren
Wenn wir unseren Körper spüren, bringen wir unser Bewusstsein wieder in unseren Körper. Ein guter Einstieg ist dazu, unsere Füße und den Bodenkontakt intensiv zu spüren. Dieses Bewusstsein kann auf den ganzen Körper ausgedehnt werden.
Unsere Raumwahrnehmung erhöhen
Die Raumwahrnehmung erhöhen wir, indem wir beispielsweise beim Blick auf den Bildschirm gezielt den Raum zwischen dem Bildschirm und uns wahrnehmen.
Bewusst runterfahren
Wenn wir bewusst runterfahren, beruhigen wir unser Nervensystem. Uns in Ruhe zu lassen oder „Sitzen zu lassen“ hilft uns dabei sehr. Denn das stärkt das Bewusstsein und die Fähigkeit zur Selbstorganisation unserer Körperstellung. Dazu beispielsweise vor dem Online Meeting kurz auf den Boden legen. Der Kontakt mit der harten Unterlage führt dazu, dass unser Körper loslassen kann und entspannt. Auch ein Sitzmöbel, das sich nicht ständig bewegt, lässt uns in unserem Becken ankommen. Und das ist wichtig für eine entspannte Körperstellung. Je beweglicher unser Sitz ist, umso weniger lassen wir uns in Ruhe. Einfach einmal mit einem Holzstuhl ausprobieren. Zum Beispiel vom Esstisch. Allerdings sollte die Sitzfläche hoch genug sein.
Verbindung stärken
Die vorhandene Verbindung zu anderen Teilnehmern verstärken. Und bewusst eine Verbindung zu neuen Teilnehmern aufnehmen, die wir noch nicht so gut kennen. Uns unserer Urteile bewusst werden und sie zurücknehmen. Zudem die Verbindung zu den anderen wichtiger als diese Urteile nehmen. Je ehrlicher wir dabei sind, umso kraftvoller ist das Ergebnis.
5 Minuten Einstiegsübung
Zu Beginn eines Online Meetings eine kurze Achtsamkeitsübung oder Meditation anbieten. Manchmal reichen schon fünf Minuten, um „runter zu fahren“ und im Meeting auch im Inneren anzukommen. Zuspätkommende sollten dabei nicht stören. Sie können im Warteraum warten, bis die Übung abgeschlossen ist (zum Beispiel bei Zoom). Sie werden den positiven Unterschied in der Atmosphäre bemerken. Und beim nächsten Mal pünktlich sein, um an der Übung teilzunehmen.
Es lohnt sich, diese Dinge auch einmal zur Vorbereitung eines Online Meetings auszuprobieren. Sie benötigen nicht viel Zeit dazu. Und was passt, einfach beibehalten.
Mehr zum Thema Füße, Becken, Knie finden Sie bei Torsten Konrad, hier.
Und bei Interesse an einem ausführlicheren Life-Online-Coaching zum Thema „Stress in Online Meetings reduzieren“ wenden Sie sich bitte hier direkt an mich.
Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren
Ihre Heike Sander
*Cocktailparty-Effekt ist ein Synonym für unser selektives Hören. Gibt es mehrere Schallquellen, können wir unsere Aufmerksamkeit auf bestimmte Quellen lenken. So hören wir in einem Präsenz Meeting (analog Cocktailparty) den Redebeitrag des Sprechers oder die gleichzeitig vorkommenden Einwürfe der Zuhörer.